Freitag, 11. Juli 2014

Filo-Röllchen mit Feta + "Mut zur Ehrlichkeit"

Schon vor ein paar Wochen hat Juli von heimatPOTTential ein Plädoyer über den Mut zur Ehrlichkeit geschrieben. Ich habe ihren Post verschlungen und mir danach meine Gedanken dazu gemacht. Sie schreibt, dass wir Blogger (natürlich) dazu neigen, unseren Alltag zu "romantisieren", nur über die Sonnenseiten des Lebens zu schreiben und auf unserem Blog immer einen auf Friede-Freude-Eierkuchen zu machen. 
Ich glaube nicht nur mir geht es so, dass ich denke: Wer will denn auf einem Blog, mit dem er vielleicht sogar Ablenkung und Abstand vom eigenen Alltag nehmen möchte, hören, dass mir gerade die Decke auf den Kopf fällt oder ich mich einen Tag lang nicht aus dem Bett quälen konnte? Ich frage mich: Wer möchte lesen, mit welchen Problemen sich der Mensch hinter dem Blog herumschlägt?
Als dann Anna von Im Backwahn, mitzog und über eine Angst schrieb, die ihren Alltag zeitweise schon sehr bestimmte, war ich fast schon überrascht, wie interessant ich ihren Artikel fand. Gerade WEIL es in ihm nicht nur um "Blumensträuße und Sonnenuntergänge" ging. 
Geht es euch vielleicht genau so?

Seit ich aus Holland wieder Zuhause bin, habe ich das Gefühl ein bisschen in einem Loch versunken zu sein. Ich habe das öfter mal, manchmal einfach aus unbekannten Gründen, manchmal, wenn ich zu viel Stress habe, manchmal wenn ich zu viel über das Leben nachdenke. Ich frage mich dann, ob ich "normal" bin und ob ich nicht einfach mal den Augenblick genießen kann - jetzt wo es draußen endlich wieder wärmer wird. Ich werde wütend auf mich selbst.
Es ist nicht so, dass ich tagelang im Bett liege und nicht mehr aufstehe, es ist eher so dass ich total antriebslos und lustlos durch die Gegend laufe und nicht mal Lust auf Backen habe (was bei mir wirklich nicht oft passiert). Ich verbringe die Zeit dann mit Lesen oder schaue einen Film, kann mich aber für nichts wirklich begeistern. Auch das geht irgendwann vorbei und es geht mir wieder besser... aber das Dumme ist, dass ich oft ein richtig schlechtes Gewissen dem Blog und euch gegenüber habe. Das letzte Rezept ist jetzt schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her und es gibt auch nicht wirklich etwas neues. Weder im Ofen noch in meinem Kopf. Der Kuchen, den ich vor ein paar Tagen gebacken habe, ist leider ziemlich misslungen, was meine Laune auch nicht gerade hebt.
Das setzt mich irgendwie unter Druck. Ein Druck, den ich auf gar keinen Fall möchte, und manchmal kann ich mich dann auch beruhigen und denke mir: Es ist schon okay, wenn ich erstmal eine Pause mache oder das Rezept nicht der allergrößte Hit ist. Das wird mir sicher niemand übel nehmen. Aber manchmal glaube ich mir selbst nicht.

Die Filo-Röllchen, die ich nach diesem Rezept schon vor meiner Reise nach Holland für das Fußballspiel gebacken habe, habe ich heute zum Anlass genommen, über das Thema zu schreiben, das nun schon länger in meinem Kopf herum geistert. Sie sind ein Beispiel für einen Post, den ich eigentlich nicht veröffentlichen wollte. Die Bilder sind fast alle gleich, sie sind unspektakulär und ich bin selbst nicht begeistert.
Allerdings geht es nicht immer darum, perfekt zu sein (sondern so gut wie nie). Dieses Ziel hat mich schon oft unter Druck gesetzt und mich halb verzweifeln lassen. Ich dachte mir oft: Ich möchte meinen Blog konstant halten, die Qualität soll nicht ständig schwanken und alles soll so perfekt wie möglich sein. Aber was, wenn das gar nicht geht? Weil das Leben eben auch nicht konstant und nicht vollkommen ist.
Mein Blog soll so sein, wie das Leben selbst: Nicht perfekt, nicht aufgesetzt, sondern echt und mit all den Höhen und Tiefen, die das Leben zu bieten hat.
Das ist nun mein Vorsatz. Und wenn ich eine Zeit lang keine Ideen habe, dann ist das eben so. Der Blog soll in erster Linie schließlich Spaß machen, oder nicht? :)

Jetzt veröffentliche ich den Post und habe trotzdem noch ein klein bisschen Bammel vor euren Reaktionen. Aber es war mir wichtig, das alles los zu werden, auch wenn es eigentlich noch viel mehr zu schreiben gäbe. 

Bis bald also!
Fühlt euch allesamt umarmt und habt ein tolles Wochenende,

Eure Selina 

10 Kommentare:

  1. Hallo du,
    also als erstes fühl dich auch mal umarmt :) ich kenne dieses gefühl von druck nur zu gut und deinen mut zur ehrlichkeit finde ich bewundernswert... bei mir ist auch nicht immer alles super, im gegenteil.. ich hab nen anstrengenden job, pendel jeden tag 1.5 stunden einfach und bin müde und kaput und eigentlich hatte ich mal zum backen angefangen als ausgleich zu all dem stress den ich mir allerdings oft selber mache... und was habe ich nun? stress zum backen... mir ist mein kleiner blog inzwischen so wichtig geworden dass ich auch nicht einfach mal ne pause einlegen will (total blöd, mein blog is eh so klein, das würde doch eh niemand merken?) und dann immernoch zusätzliche backe und mir oft noch mehr stress mache... nicht immer so, oft backe ich noch um mich abzulenken aba oft ist es auch unter druck. dann wird mein freund immer ganz streng mit mir warum ich denn jetzt backe wenn ich eigentlich nur ein buch lesen will? recht hat er, aba mein schlechtes gewissen... und dann sind da all die perfekten blogs die jeder immer bewundert und so tolle bilder, und so tolle backideen... und wie soll man den da bitte mithalten?
    gar nicht!
    das ist jetzt auch langsam bei mir durchgesunken und ich hab auch schon vor einiger zeit beschlossen mein eigenes tempo zu gehen. ich werde auch keine verrückten sachen mehr ausprobieren sondern simple dinge backen die ich doch tatsächlich auch selber gerne essen möchte ;)
    in diesem sinne drücke ich dich nochmals feste und hoffe du findest deinen eigenen weg! manchmal gar nicht so einfach :)
    ganz liebe grüsse
    rebecca

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  2. Liebe Selina,
    das ist wirklich ein schwieriges Thema, dass du da ansprichst. Ich weiß selbst nicht so ganz, wie ich zur Ehrlichkeit im Netz stehen soll. Blogs sind das eine, das private Facebook-Profil das andere. Manchmal geht mir die Schönrederei, die Erfolgshascherei, das immer leckerste Rezept und natürlich die schönste Deko auf die Nerven. Dann denke ich mir, stimmt das wirklich immer so? Wie viel Arbeit und Zeit wurde in das perfekte Bild gesteckt, obwohl es doch eigentlich nur Essen ist? Was ist nur noch Fassade und gar nicht mehr persönlich? Ich möchte auch nicht ständig das Gefühl haben, sich mit der scheinbar so perfekten Welt eines Facebook-Profils oder auch Blogs zu vergleichen.
    Aber andererseits möchte ich nicht, dass ein zukünftiger Arbeitsgeber, ein fieser Ex, Freunde, Verwandte zu viel Offenheit ausnutzen oder sich daran stören. Ich möchte auch nicht mit meinen Problemen Neugier oder gar Häme wecken. Ich möchte keine Mitleidsbekundungen, nur damit derjenige selbst besser dasteht.
    Es ist wirklich schwierig. Vielleicht kennst du das Video: https://www.youtube.com/watch?v=QxVZYiJKl1Y Es stellt, finde ich, die Schattenseite der Heilen Welt bei Facebook sehr gut dar. Mit Blogs ist es nicht so viel anders...
    Danke jedenfalls für deinen Beitrag, er regt sehr zum Nachdenken an.

    Viele liebe Grüße,
    Claudia

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  3. Hab keine schlechten Gedanken. Ich feiere nächstes Jahr mein 10-Jahr-Blogjubiläum (4 anbieter.. 4 blogs). Es gibt halt solche Phasen, gerade, wenn es spezifische Themenblogs sind noch viel eher, wo man keine Motivation, Lust oder irgendwas hat zu bloggen. Wenn man denkt, man MUSS bloggen, dann hat man umsow eniger spass.
    Ich lese immer gerne von dir - auch wenn ich die Rezepte selten nachmahcen kann, da ich ja vegan koche. Wenn du über ehrliches von dir schreiben möchtest, könnte ich dir auch zu einem Unter.Blog raten oder einem separaten Themenbereich.
    Lg,
    Solean

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  4. Hallo Selina,
    Du triffst es auf den Punkt. All die rosa Strohhälmchen, perfekten Food-Fotos und harmonischen Blog-Posts sagen wenig über die Wirklichkeit aus ... vielleicht steht neben dem ausgeleuchteten Kuchen ein riesiger Korb voll Wäsche und die Fotografin hat ungekämmte Haare, keine Lust auf nix und trägt noch den Pyjama ... Könnte doch so sein, oder?! Ab und an mal ein 'behind the scenes' tut da doch ganz gut (mich hat der Post von @Juli auch voll ins Blogger-Herz getroffen).

    Ich liebe meinen Blog, weil er meine Leidenschaft für das Schreiben mit den vielen Ideen, die ich so habe verbindet. Aber der Mix muß stimmen: echtes Leben, reale Freunde, ganz viel Kommunikation und das Bloggen ... selten ganz ausgewogen ... aber dann wirklich richtig gut.

    So, und nun noch ein kurzer Kommentar zum Perfektionismus: der ist doof! Ich arbeite dran, ihn abzuschaffen ...

    Keep on blogging (so wie es paßt) und liebe Grüße
    herzlichst soulsister

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  5. Liebe Selina,
    Als alles Erstes schicke ich dir ganz viele positive Gedanken und Sonne in dein Herz. Es gibt solche Tage, an denen das Bett der sicherste und schönste Ort auf der Welt ist, den man nicht verlassen möchte. An denen die Welt einem zu viel und zu schwer ist. Tage, an denen die Nachrichten Tränen in die Augen treiben... Oder aber einem einfach alles egal ist... So geht es ganz vielen und kaum jemand spricht darüber.
    Auf der Gegenseite hat man aber wiederum diese vielen, vielen kleine Details, die das Leben so schön machen. Der Schmetterling, der beim Lernen auf den Balkon verspielt um den Stapel Bücher fliegt und dich für einen Moment entführt, auf Blumen Wiesen, sonnige Felder einen leise plätschernden Bach. Oder das selbstgemachte Eis, welches so fruchtig und unsagbar lecker ist, dass man stolz wie Bolle ist, sowas eigenhändig mit sehr viel Liebe geschafft zu haben. Und der Strauß Gladiolen, die so viel Farbe in die Bude bringen und bei deren Anblick man einfach fröhlicher wird. Und ich verfolge genau deswegen so gerne deinen Blog, weil
    Du nicht nur viele wahnsinnig leckere Rezepte hast, sondern es schaffst diese kleinen Details mit uns zu teilen und die Aufmerksamkeit auf das Schöne im Leben gerichtet wird. Und das hat nichts mit Perfektionismus oder Fassade zu tun, es ist wie mit vielen Dingen im Leben, es ist ein Ausschnitt... Und ich finde, es ist nicht verkehrt, sich darauf zu konzentrieren oder den Focus darauf zu richten.
    Ein Blog, ein Facebookprofil, dass sind Kunstgebilde, es wäre naiv zu glauben, dass der Mensch dahinter perfekt ist. Ich finde bis jetzt hast du es sehr gut geschafft, eine persönliche Note, die durchaus auch unperfekt und dadurch so sympathisch ist reinzubringen. Bewahre es dir und vergiss auch du nicht, dass es trotzallem nur ein Ausschnitt deines Lebens ist und das ist verdammt gut so!
    Ganz viel Liebe,
    Vicky

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  6. Ich mach es ganz kurz und bündig..ich liebe dich für diesen tollen ehrlichen Post...Hut ab für deinen Mut und deine Ehrlichkeit..
    Und sei Gewiß ..du bist nicht allein...es geht uns allen so wie Dir..bestimmt ohne Außnahme.
    LG
    Tanja

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  7. Hallo Selina!
    Ich verstehe Dich nur zu gut! Mir geht es gerade ganz ähnlich! Ich vergleiche meinen Blog mit den "ganz großen" und da kann ich nicht mit halten, auch wenn ich gerne würde. Ich backe eben einfachere Sachen und kann mir nicht jedes mal neue Fotorequisiten kaufen, damit die Bilder super aussehen. Aber ich denke, dass auch "die Bekannten" Blogs einmal so angefangen haben! Selten funktioniert es von 0 auf 100! Ich habe mir auch viele Gedanken dazu gemacht, aber letztendlich macht mir der Blog und auch der Kontakt zu anderen Bloggern so viel Freude, dass ich das nicht einfach aufgeben will. Und wenn ich eben mal keine Lust habe zu bloggen, dann lasse ich es eben bleiben. Bei mir kam die Inspiration dann wieder ganz von alleine :).
    Liebe Grüße,
    Nadine

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  8. WOW - so sehr können Meinungen auseinander driften. Ich hab ja zuerst nur die Fotos gesehen und war (im positiven Sinne) neidisch, wie schön du die Zigarrenröllchen in Szene setzen konntest. Ich hab die auch mal gemacht, und mein Foto ist wirklich grottenschlecht. Deine hingegen finde ich perfekt. Interessant, dass du das ganz anders siehst. Aber da ist doch schon der Knackpunkt erreicht: man ist selber nie zufrieden mit sich. Man hat immer wieder das Gefühl, nicht gut oder nicht richtig genug zu sein. Es gibt wenige Menschen, die wahrlich zufrieden mit sich und ihrem Leben sind. Ich hoffe, selber irgendwann mal an diesen Punkt zu kommen. Und bis dahin tröste ich mich einfach mit folgendem:

    ich bin auch nur ein Mensch!

    Menschen machen Fehler, Menschen können auch mal schlecht drauf sein, Menschen sind einfach nur Menschen. Und ich bin einer davon und habe ein Recht darauf, auch mal in den Seilen zu hängen und mich deswegen nicht verstellen zu müssen. Genau wie du! Was soll's? Dann hast du halt gerad mal einen Hänger. Du schuldest niemandem Blogposts oder ein fröhliches Tralala. Es ist schließlich DEIN Blog, DEIN Leben, DEINE Stimmung. :* bussi

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  9. achje...aaalso :) ich finde deinen Blog unglaublich großartig und auch, wenn mal "länger" (denn was heißt das schon) nichts kam, desto mehr freue ich mich, wenn ein Post von dir kommt und wenn die Fotos dich auch mal nicht so zufrieden stellen, so finde ich doch, dass sie dir eigentlich immer gelingen und auch diese hier finde ich wundervoll (vor allem der Teller, die Platte ist wunderschön :) ).
    Bitte bitte mach dir nicht solchen Druck und solchen Stress. Nimm dir Pausen. Wenn du eben mal keine Lust hast zu backen, dann lass es eben und dann freuen sich alle umso mehr, wenn etwas von dir kommt. Alles ist gut und du bist gut und alles ändert sich auch wieder und immer.
    Fühl dich mal ganz doll gedrückt und bald backst du wieder wie ein Wirbelwind. Liebste Grüße, Kiki <3

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  10. Hallo,

    ich bin ganz der Meinung meiner Vorredner. Mut zur Ehrlichkeit ist mehr Wert als ein perfektes Foto.
    Ich finde es auch immer Unsinn, wenn Blogger gegenüber ihren Lesern ein schlechtes Gewissen haben, falls diese mal eine Woche lang kein Post fertig machen.
    Deswegen verliert man nicht gleich Leser. Ich warte auch nicht jede Woche auf den neuesten Post. Wenn ich mal Zeit habe, oder ein leckeres Rezept suche, dann nehme ich mir mal die Zeit Blogs zu lesen. Ob dann ein Blogger jede Woche was schreibt oder nur jeden Monat ist mir eigentlich egal.
    Es ist doch so wie mit den Models. Jeder beneidet sie wegen der tollen Figur. In der Öffentlichkeit wird das kritisiert, weil es das Selbstbild von ganz normalen Menschen negativ beeinflusst. Genauso ist das mit Blogs. Wenn man nur perfekte Fotos, aufwendige Torten oder perfekt eingerichtete Wohnungen sieht, fragt man sich irgendwann "Was mache ich falsch?". Ich glaube nicht, dass das Leser bindet, sondern Ehrlichkeit.
    Es ist nur menschlich, ab und zu mal über sein Leben nachzudenken, sich zu fragen, ob man den richtigen Weg eingeschlagen hat oder ob man überhaupt zufrieden und glücklich ist. Alle Menschen tun es, nur spricht darüber niemand. Man will ja den Schein der ach-so-perfekte Welt bewahren.
    Blogs nehmen wirklich viel Zeit in Anspruch, es gibt unzählig viele und da ist es schwer sich zu beweisen. Aber man sollte daran denken, Blogs sind nicht ewig. Irgendwann hat man keine Lust mehr oder keine Zeit oder es werden einfach andere Dinge wichtiger. Also warum jetzt so viel Zeit investieren und das Leben 1.0 verpassen? Ich lese gerne Blogs, aber ich finde, wenn der Blogger sich quält etwas zu verfassen, merkt man das auch.
    Also bitte mehr Mut zur Ehrlichkeit und nur bloggen, wenn man es auch wirklich will und nicht aus schlechtem Gewissen!

    Liebe Grüße, Juli

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