Jedes Jahr Anfang Oktober ist es soweit: Dann steht meine gesamte Familie pünktlich um neun Uhr auf dem familieneigenen Apfelfeld, in Gummistiefeln und dicken Pullis, mit Handschuhen bewaffnet. Der Morgen ist knackig kalt, die Sonne blinzelt zwischen den Zweigen hindurch und die Blätter der Apfelbäume färben sich schon langsam golden. Nach einem großen Hallo steigt mein Onkel sofort auf die Leiter und schüttelt die Apfelbäume, sodass uns die Äpfeln direkt vor die Füße kullern. Auf dem Anhänger liegen schon die Säcke bereit und wir alle fangen fleissig an, die Äpfel in Körbe und Tröge zu sammeln. Die beiden Kinder meiner Cousine, von denen das Baby das erste Mal dabei ist, schauen gebannt zu oder helfen fleissig mit. Insgesamt sind wir 14 Leute und auf dem Feld ist ziemlich Betrieb. Bis wir dann um 12 Uhr fertig sind, sind bereits zwei Fuhren Säcke zum Bauern gebracht worden, der dann Apfelwein daraus keltern wird (Odenwald halt). Aber ein paar gefüllte Säcke sind uns auch erhalten geblieben und wir bilden daraus einen Kreis, machen es uns darauf gemütlich und verteilen frische Brötchen, in die eine dicke Scheibe Fleischwurst kommt. Dazu dann frisch gepresster Apfelsaft vom Bauern und für die Großen Apfelwein. Und auch wenn ich groß bin halte ich mich an den Apfelsaft - es gibt nichts Besseres!
Hier seht ihr das Feld, auf dem manchmal auch Kühe anzutreffen sind, die bei der Ernte aber auf das Nachbarfeld gebracht werden. Als Kinder sind meine Cousine und ich die Hügel hinunter gekullert - geholfen haben wir bei der Ernte damals eher weniger. Trotzdem war es für uns einer der schönsten Tage im Jahr. :)
Essen kann man die Äpfel auf dem Feld eher weniger: Mein Uropa, der die Bäume pflanze, zog es eher vor, die Äpfel in flüssiger Form zu sich zu nehmen. Aber trotzdem gibt es ein, zwei Bäumchen, an denen essbare Äpfel hängen. Und an diesem habe ich mich dieses Jahr ausgiebig bedient. Wenn dann aber eine große Tüte Äpfel in der Wohnung steht und nach einer Woche immer noch fast genau so viele da sind wie am Anfang, dann muss einfach gebacken werden. Also habe ich mich für zwei leckere Rezepte entschieden, beide vegan und beide fabelhaft.
Saftiger Apfelkuchen
Zutaten
180 g Mehl
170 g Zucker
1 TL Natron
1 TL Zimt
1 Prise Nelken
1 Prise Salz
120 ml Raps-/Sonnenblumenöl
60 ml Wasser
1 EL heller Essig/Apfelessig
1 TL Vanilleextrakt
3 geschälte Äpfel, in dünne Scheiben geschnitten
Zubereitung
• Alle trockenen Zutaten in eine Schüssel sieben.
• In einer zweiten Schüssel die feuchten Zutaten vermischen.
• Eine kleine Backform (ø 22cm) gut fetten und den Boden mit Backpapier auslegen.
• Die feuchten zu den trockenen Zutaten geben und kurz vermischen, nicht zu lange rühren. Der Teig ist recht dick, wird aber durch die Äpfel feuchter.
• Die in dünne Scheiben geschnittenen Äpfel unterheben.
• In die Form geben und glatt streichen.
• Im auf 175 °C vorgeheizten Ofen für 40-45 Minuten backen.
Zutaten
220 g Zucker
115 g vegane Butter/Margarine
1/2 TL Vanilleextrakt
1 großer Apfel oder 2 kleine
240 g Mehl
1 Prise Salz
1 TL Backpulver
1 TL Natron
1 TL Zimt
1 Prise Nelken
1 Prise Muskatnuss
+ 50 g dunkle Schokolade
Zubereitung
• Den Zucker mit der Butter cremig und fluffig rühren, dann den Vanilleextrakt hinzugeben.
• Den Apfel schälen und entkernen, dann grob reiben und ebenfalls untermischen.
• In einer zweiten Schüssel alle trockenen Zutaten vermischen.
• Zu den feuchten Zutaten geben und gut verrühren.
• In walnussgroße Bällchen rollen und auf zwei mit Backpapier ausgelegten Backblechen verteilen, dabei gut Abstand halten.
• Im auf 175°C vorgeheizten Ofen für 8-10 Minuten backen. Nach dieser Zeit werden sie noch nicht ganz gebacken erscheinen - aber keine Sorge, sie sind es!
• Erst kurz auf dem Blech abkühlen lassen, dann auf ein Kuchengitter legen und komplett abkühlen lassen.
• Die Schokolade schmelzen, in einen Gefrierbeutel geben und eine Ecke abschneiden. Auf den abgekühlten Keksen verteilen.
Ich sag's euch, der Apfelkuchen ist allererste Sahne, saftig, würzig und einfach zum reinlegen. Auch die Kekse sind - so wie ich sie mag - mehr weich und saftig als knusprig und auch wunderbar zimtig. Am Abend hatte ich meine Freundinnen eingeladen und den Kuchen gab es zum Nachtisch. Vorher haben wir einen köstlichen bunten Salat mit Walnüssen, Schafskäse und vor allem Ofenkürbis gemacht. Zum reinlegen! Und egal wie satt wir nach diesem Festmal waren, zu sechst war der Kuchen innerhalb weniger Minuten verputzt. Lecker zu ihm und auch zu den Keksen schmeckt Zimteis, das wir mit ein bisschen Sojaeis selbst angerührt haben. Es war ein Abend voller Völlerei, genau wie er sein muss.
Macht's gut und habt ein tolles Herbstwochenende!
Eure Selina ♥